Israels Bevölkerung auf 7.3 Millionen angewachsen

Zum diesjährigen Neujahrsfest beläuft sich die Bevölkerung Israels auf 7.337 Millionen. Davon sind 5.54 Millionen Juden und 1.48 Millionen Araber (20.1%); 318 000 lassen sich keiner der beiden Volksgruppen zurechnen.

Ende 2007 betrug die Bevölkerungszahl noch 7 243 600 Millionen, von denen 5.48 Millionen Juden (75.6%), 1.45 Millionen Araber und 315 400 Sonstige waren. Dabei kommen auf 978 Männer 1000 Frauen.

3.8 Millionen der Israelis wurden im Land geboren. 2.2 Millionen sind europäischen und amerikanischen Ursprungs, das sind 38.5% der nichtarabischen Bevölkerung. 15% der Juden und sonstigen Nichtaraber (781 000) stammen aus Afrika, 11.9% (611 000) aus Asien. Die meisten aus Asien eingewanderten Juden kamen in den 50er und 60er Jahren, womit die Einwanderung von dort beinahe vollständig zum Ende kam.

Die Hälfte von Israels jüdischer Bevölkerung lebt im Zentrum des Landes, weniger als 10% im Norden. Im Gegensatz dazu lebt der Großteil der arabischen Bevölkerung in den entlegenen Regionen des Nordens (45%) und Südens (11.5%).

Der Anteil der alleinstehenden Juden befindet sich weiterhin im Wachstum, vor allem bei jüngeren Leuten. Grund hierfür ist das spätere Heiratsalter.

2007 wurden 151 679 Kinder in Israel geboren, 2.4% mehr als im Jahr zuvor. Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau im gebärfähigen Alter belief sich 2007 auf 2.9. Die Lebenserwartung bei der Geburt betrug für Männer 78.8 Jahre und für Frauen 82.5 Jahre.

Globes, 24.09.08

Der Israeli Sternhell
von Ari Shavit

Zeev Sternhell wurde vor 73 Jahren in Polen geboren. Als er fünf Jahre alt war, kurz nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, verlor er seinen Vater. Als er sieben Jahre alt war verlor er seine Mutter und seine Schwester. Sternhell war ein verfolgtes Kind im Ghetto, und nachdem er aus dem Ghetto gerettet worden war, überlebte er den Holocaust durch Geistesgegenwart und Mut, wobei er sich zu verstecken und eine andere Identität anzunehmen gezwungen war.

Gleich nach dem Krieg gelangte er allein nach Frankreich und entdeckte dort die Aufklärung, die sein Herz eroberte. Und dennoch entschied sich der 15jährige dazu, Frankreich zu verlassen und allein nach Israel einzuwandern. Er tat dies, weil er in der Gründung des Staates Israel ein Wunder sah. Zeev Sternhell wollte ein Teil dieses Wunders sein.

Sollte Israel eines Tages eine Verteidigungsschrift vor dem Gericht der Geschichte einreichen müssen wird die Lebensgeschichte Prof. Sternhells diese Verteidigungsschrift erschöpfen. Sternhell hat nie seine Vergangenheit ausgenutzt und nie ihretwegen um Begünstigungen gebeten. Dabei verdeutlicht die Vergangenheit die Tatsache, dass seine Biographie die israelische Biographie in bester Form ist. Die Biographie eines überzeugten Offiziers, der zu einem weltweit renommierten Historiker wurde, der die Wurzeln des Faschismus erforscht. Die Biographie eines israelischen Patrioten, der ohne Unterlass gegen die israelische Besatzung kämpft. Die Biographie eines Zionisten, der die weit verbreiteten Krankheiten jener Gesellschaft zu heilen versucht, die der Zionismus in diesem Land errichtet hat.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag haben die Krankheiten der israelischen Gesellschaft einen Sprengsatz am Eingang von Sternhells Haus gelegt. Eine böswillige Hand erhob sich aus den Kloaken der Finsternis. Die neuen Sikarier wollten die Hand gegen einen der beeindruckendsten und moralischsten Israelis erheben. Jüdische Terroristen wollten eine starke und herausragende Stimme der israelischen Demokratie mit Sprengstoff zum Schweigen bringen.

Der Sprengsatz war klein, das Entsetzen groß. 25 Jahre nachdem eine Handgranate auf Emil Grinzweig geworfen wurde, ist die wahnsinnige Rechte zurückgekehrt. 13 Jahre nachdem Pistolenkugeln in den Rücken Yitzhak Rabins geschossen wurde, hat der israelische Faschismus abermals zugeschlagen. Die Mondsüchtigen, die genau wissen, dass sie den Kampf um das Land Israel verloren haben, haben erneut eine verzweifelte Gräueltat begangen. Die Fanatiker, die wissen, dass sie auch den Kampf um das jüdische Volk verloren haben, haben eine eindrückliche Terrortat gegen die Aufklärung begangen, die Sternhell verkörpert hat, verkörpert und verkörpern wird.

Die Ironie ist ganz und gar nicht fein. Sie ist schwindelerregend. Ein Mensch, dem der europäische Faschismus sein europäisches Haus zerstört hat, wird am Eingang seines israelischen Hauses von israelischem Faschismus attackiert. Ein Historiker, der sein Leben der Erforschung der Grundlagen des modernen Nationalismus gewidmet hat, wird im Dunkel der Nacht von einer finsteren Macht des modernen Nationalismus attackiert. Ein Israeli, dessen Liebe zu Israel keine Grenzen kennt, wird von entgrenzten Israelis attackiert. Die wahren Verräter des israelischen Projekts wollten seinen wahren Treuhänder ermorden.

Der Angriff war dilettantisch und töricht, aber nicht zufällig. Sternhell wurde auserkoren, da er den gewalttätigen Postzionisten auf den Hügeln [des Westjordanlandes] die Wahrheit gesagt hat. Er sagte ihn, dass sie nicht der Zionismus sind, sondern eine Mutation des Zionismus. Er sagte ihnen, dass sie nicht das Israelitum sind, sondern eine Verwilderung des Israelitums.

Man darf nicht verallgemeinern: Nicht die gesamte Rechte trägt die Verantwortung, die Rechte hat viele Facetten, von denen die meisten legitim sind. Doch ist die illegitime Strömung innerhalb der Rechten ein nationales Problem ersten Ranges. Auch ein winziges Lager von Rebellen im Königreich kann Verwüstung im Königreich anrichten. Die Folgerung ist klar. Die Regierung hat nun die Pflicht, entschlossen zu handeln, um die Sümpfe auszutrocknen, in denen der jüdische Terror nistet. Die Übertragung der Verhaltensmuster von Yitzhar nach Jerusalem beweist, dass man nicht länger warten darf.

Israel muss die Randerscheinungen an den Rand drängen. Es muss die Gesetzesbrecher außerhalb des Gesetzes stellen. Es muss zum antinationalistischen Nationalismus des großen Kämpfers gegen den Faschismus zurückkehren. Es muss beweisen, dass es das Israel Sternhells ist und nicht das Israel Yitzhars.

Haaretz, 26.09.08

Querelen in der Grabeskirche

Die traditionellen Revierkämpfe in der Jerusalemer Grabeskirche könnten bald schwere Folgen nach sich ziehen. Das Kloster Dir al-Sultan, das sich auf dem Dach des Gotteshauses befindet, das nach christlicher Überlieferung auf dem Berg Golgatha errichtet wurde, ist unmittelbar vom Einsturz bedroht. Aufgrund des Konflikts zwischen der äthiopisch-orthodoxen und der koptischen Kirche kann jedoch nicht mit den notwendigen Bauarbeiten begonnen werden.

Das Dachkloster, das der äthiopisch-orthodoxen Gemeinde dient, ist bereits mehrere Hundert Jahre alt. Im März dieses Jahres wurde der israelische Bauprüfer Yigal Bergman mit einer Inspektion des Baus beauftragt. Seine Einschätzung war eindeutig: Der bauliche Zustand gefährde das Leben Dutzender Mönche und unzähliger Touristen, die zum Beten in die Grabeskirche kommen.

Dem israelischen Innenministerium ist der schwere Zustand der Anlage schon seit 2004 bekannt. Es hat seine Hilfe jedoch von einem Einverständnis der beiden Kirchen – auch die koptische erhebt Besitzanspruch auf das Kloster – abhängig gemacht hat. Davon ist man bislang freilich weit entfernt.

Jerusalems Bürgermeister Uri Lupolianski kündigte bereits an, dass er versuchen werde, zwischen den Kirchen zu vermitteln, um zu einem Einverständnis zu gelangen, das die Renovierung ermöglichen würde. Vertreter des Innenministeriums weisen darauf hin, dass sich das Gebäude nicht im besitz des Staates Israel, sondern der Kirche befinde und jegliche Einmischung Israels einen Konflikt mit Äthiopien und Ägypten nach sich ziehen würde.

Haaretz, 07.10.08

Mehr israelische Araber leisten Wehrdienst

Die Zahl junger Araber, die in der israelischen Armee dienen, ist in diesem Jahr erheblich gestiegen. Schätzungen zufolge haben sich in den vergangenen Monaten etwa 250 arabische Jugendliche zum freiwilligen Wehrdienst gemeldet, mehrere Dutzend mehr als noch im Vorjahr. Nachdem die Zahl der Rekruten seit 2005 rückläufig gewesen ist, übersteigt der gegenwärtige Stand den Durchschnitt der vergangenen vier Jahre offiziellen Angaben zufolge um 50%.

Ein Grund für die wachsende Beliebtheit der Armee liegt offensichtlich in der wirtschaftlichen Situation junger Beduinen begründet, die sich durch den Wehrdienst bessere Vorteile für die persönliche Zukunft versprechen. Die Angaben beziehen sich jedoch nicht nur auf den beduinischen Sektor, sondern auch auf muslimische und christliche Araber. Sie werden, anders als die Drusen, nicht regulär eingezogen. Nach wie vor dienen dabei die Beduinen vorwiegend als Späher und Spurenleser.

Leutnant Hisham Abi Raya ist der erste arabische Offizier bei den Israelischen Verteidigungsstreitkräften (ZAHAL), der kein Beduine ist. Vor seinem Einrücken machte er seinen Magister in hebräischer Sprache und unterrichtete für knapp ein Jahr an einer Schule. Mit 22 Jahren entschloss er sich zum Wehrdienst, ein Schritt, der in seiner Heimatstadt Sachnin alles andere als populär war.

„Anfangs war es schwer für mich, in Uniform die Stadt zu betreten. Viele Freunde haben mich fallen gelassen.  Die islamische Bewegung zog gegen mich aus“, erzählt Abu Raya. „Das ist wirklich kein gewöhnlicher Schritt, aber in einer Demokratie hat jeder seine eigene Meinung, nicht? Ich habe mich für die Armee entschieden, und ich bin niemandem dafür Rechenschaft schuldig, ich bin stolz darauf und fürchte mich nicht. Heutzutage bewege ich freizügig in Uniform, und es gibt auch schon weitere Soldaten in Sachnin.“

Haaretz, 28.10.08

Leipzig gibt geraubte Kunstwerke zurück

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung ist in besonderer Mission nach Israel gereist. Neben anderem steht nämlich die Übergabe von Gemälden aus dem Museum für bildende Künste seiner Stadt an die rechtmäßigen Besitzer in Israel auf dem Programm.

Die Rede ist hierbei von Werken des 1879 in Leipzig geborenen jüdischen Malers Eduard Einschlag, der von den Nazis nach Polen deportiert und dann im Vernichtungslager Treblinka ermordet wurde. Sein Bruder Martin überlebte im französischen Versteck und wanderte 1947 nach Israel ein. Seine Enkelinnen Elisheva Gilad und Yael Lifshitz sind die Erbinnen von Einschlag.

Gilad begann sich nach dem Tod ihrer Mutter für die Geschichte ihres Großonkels zu interessieren und stieß letztendlich in dem Leipziger Museum auf zwei große Ölgemälde, ein Selbstporträt und einige Schwarz-Weiß-Skizzen. In Leipzig behauptete man, da unklar sei, wie die Bilder in das Museum gelangten, könnte es sich auch um eine Schenkung des Künstlers handeln, und verweigerte die Herausgabe.  Erst nach einem langen Rechtsstreit entschied sich die Stadt dazu, die Werke den Erben Einschlags in Israel auszuhändigen. Für die 71jährige Elisheva Gilad, die vor 69 Jahren von Einschlag portraitiert worden war, kommt damit ein Kapitel ihres Lebens zu einem guten Abschluss.

Haaretz, 28.10.08

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
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