Israelisch-palästinensische Friedensbewegung Combatants for Peace
erhält den Friedrich-Siegmund-Schultze-Förderpreis
von Edith Lutz

Vertreter der israelisch-palästinensischen Friedensbewegung Combatants for Peace nahmen am 9. Mai in der Evangelischen Akademie im Rheinland den „Friedrich Siegmund-Schultze Förderpreis“ entgegen. Der mit 4000,-€ dotierte und ausschließlich durch private Spenden finanzierte Preis wird in unregelmäßigen Abständen von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK) vergeben. Er erinnert an das Wirken von Pfarrer Friedrich Siegmund-Schultze, der sich zeitlebens und oft gegen den Strom des Zeitgeists schwimmend, für Versöhnungs-, Friedens- und Sozialarbeit einsetzte. Mit dem Förderpreis, der 1998 bereits einer anderen israelischen Friedensgruppe, Jesch Gvul, verliehen wurde, soll nach dem Text der Ausschreibung „beispielhaftes Engagement für Gewaltfreiheit oder Widerstand gegen Gewaltstrukturen oder Gewaltanwendung gewürdigt werden.“

Die Organisation Combatants for Peace (CfP) formierte sich gegen Ende der Zweiten Intifada, als im Jahr 2005 ehemalige israelische Kämpfer in den besetzten Gebieten auf palästinensischer Seite Gleichgesinnte für einen gewaltlosen Widerstand zu suchen begannen. Die ersten Treffen mussten geheim gehalten werden, nicht nur aus Sicherheitsgründen; denn gegenseitiges Misstrauen herrschte zunächst auch noch zwischen den beiden Gesprächsgruppen. „Wir verdächtigten die Israelis der Spionage, und sie hatten Angst, auf Autobomben nach unseren Treffen zu stoßen“, sagt der Koordinator der palästinensischen Seite, Yosry Alsallamin, der auch den Förderpreis zusammen mit seinem israelischen Kollegen, Itamar Feigenbaum entgegennahm. Beide berichteten am Tag der Preisverleihung wie auch auf der Tagung des Folgetags („Dimensionen des Friedensprozesses in Israel/Palästina“) über ihre Aktivitäten und ihre Ziele. Zu ihren gemeinsamen Zielen gehört laut ihrer Website, „in beiden Gesellschaften ein Bewusstsein für die Hoffnungen und das Leiden der anderen Seite zu schaffen.“ Dies wird beispielsweise dadurch versucht, dass man Israelis zur Teilnahme an Informationsreisen in die Westbank und zu gemeinsamen Gesprächen mit israelischen und palästinensischen Aktivisten einlädt. Ein gemeinsames interaktives Theaterprojekt („Theater der Unterdrückten nach A. Boal), das vom „Forum Ziviler Friedensdienst (ZFD) finanziert wird, gehört ebenfalls zu dieser Zielrichtung. Combatants for Peace legen gemeinsam „Friedensgärten“ und „Friedenswege“ an und helfen gemeinsam mit anderen Gruppen beim Wiederaufbau einiger der zahlreichen von der israelischen Besatzungsmacht zerstörten Gebäude oder der Reparatur einiger Schäden. Von einem wachsenden Erfolg kann man bei der jährlich stattfinden Veranstaltung zum alternativen „Erinnerungstag“ sprechen. Dieser Abend unterscheidet sich von den zahlreichen nationalen Veranstaltungen zur „Erinnerung an die Gefallenen und die Opfer des Terrorismus“ dadurch, dass gemeinsam der Opfer auf beiden Seiten gedacht wird (- auch wenn die palästinensische Teilnahme durch Einreiseverweigerungen und palästinensische Gegenbewegungen geringer ist als die israelische). Initiiert wurde die Veranstaltung zu Beginn des neuen Jahrtausends durch die israelisch-palästinensische Friedensgruppe Parents Circle – Families Forum, die CfP bei der Durchführung des mittlerweile annähernd 3000 Teilnehmer umfassenden Events zur Seite steht.

Ein weiteres Ziel, das die Combatants for Peace mit anderen Friedensgruppen gemeinsam haben, das Ende der Besetzung, scheint noch unerreichbar fern zu liegen. Nicht zuletzt darum ist die Anerkennung ihrer Arbeit wichtig. „Die Auszeichnung und die damit verbundene Aufmerksamkeit stärkt unsere Arbeit, sie gibt uns Energie“, sagt Itamar Feigenbaum bei seiner Dankesrede, „der Preis zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“ Renke Brahms, Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) spricht in seiner Laudatio die Suche nach gemeinsamen Lösungen an. „Dazu braucht es aktiven Dialog auf Augenhöhe. Für einen solchen Raum kämpfen die Combatants for Peace – gewaltfrei.“ Und er fügt eine Beobachtung hinzu: „Solche Beispiele für den aktiven Friedensdienst sehen wir in Deutschland nur selten, stattdessen füllen sensationelle Berichte über Raketenangriffe und Attentate in der Region, oder aber Besuche von Diplomaten oder Diplomatinnen die Abendnachrichten.“ Weder diplomatische Pflichtbesuche mit Sympathiebekundungen, weder sorgfältig ausgearbeitete Lösungsvorschläge, auch nicht energischer werdende Rufe nach Gerechtigkeit aus palästinensischen Freundeskreisen können den lebenswichtigen „Dialog auf Augenhöhe“ ersetzen. Ihn zu fördern und mit möglichem Einsatz psychologisch geschulter Fachkräfte zu unterstützen - in Nahost wie auch in unserer eigenen „Nahost-gespaltenen“ Gesellschaft  - ist Friedensförderung.

Combatants for Peace ist das Jahresprojekt 2014 von ImDialog

Mit unserer Kollekte unterstützen wir die jährlich zum Memorial Day (Gedenktag für die gefallenen Soldaten) in Tel Aviv stattfindende alternative Gedenkveranstaltung für die Opfer beider Seiten: Israelis und Palästinenser. Israelische und palästinensische Künstler, Musiker und Intellektuelle unterstützen mittlerweile diese Gedenkveranstaltung, bei der Trauernde beider Seiten ihre Geschichten erzählen. Ca. 2000 Menschen nehmen an dieser Veranstaltung teil, die jährlich mehr an Aufmerksamkeit gewinnt.
www.cfpeace.org

So können Sie spenden: Eine Einzelspende überweisen Sie auf das Konto Ev. Regionalverwaltungsverband Starkenburg-West, Gernsheim, Kreissparkasse Groß-Gerau
Kto 300 65 09 BLZ 508 525 53
DE36 50852553 000 3006 509
HELADEF1GRG
Zweck: Jahresprojekt 2014 ImDialog

Die freie Kollekte einer Kirchengemeinde überweisen Sie wie die übrigen Kollekten auf das Konto Ihres zuständigen Regionalverwaltungsverbandes mit der Zweckbestimmung: Jahresprojekt 2014 ImDialog
Vor allem der 10. Sonntag nach Trinitatis (Israelsonntag) eignet sich für eine Kollekte.

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