Ausgewählte Erklärungen des Arbeitskreises ImDialog bzw. der KLAK

Antwort auf den Kommentar von Rabbiner Joel Berger „Einspruch“, Jüdische Allgemeine Nr. 46/15 vom 12. November

In seinem Artikel über die Judenmission hat Rabbiner Joel Berger über ein Thema geschrieben, das auch viele evangelische Christinnen und Christen, die im christlich-jüdischen Dialog engagiert sind, immer wieder beschäftigt. Doch gerade weil das so ist, war es ImDialog, dem evangelischen Arbeitskreis für das christlich-jüdische Gespräch in Hessen und Nassau, wichtig, einen Kommentar zu diesem Artikel aus innerevangelischer Sicht zu verfassen. Nur durch mehr Transparenz im Hinblick auf den letzten Absatz des Artikels können eventuelle Missverständnisse zukünftig aus dem Weg geräumt werden.

Der „Jerusalemsonntag“, der im Artikel von Rabbiner Joel Berger erwähnt wird und der früher „Gedenktag der Zerstörung Jerusalems“ genannt wurde, ist ein Sonntag, der in zeitlicher Nähe zum jüdischen Gedenktag der Zerstörung des ersten Tempels am 9. Aw liegt. Die damaligen Gebete, Lesungen und Predigttexte wollten tatsächlich zeigen, dass die christliche Kirche das Judentum als Volk Gottes abgelöst hat.

Dass aber in den evangelischen Kirchen seit 1945 ein theologisches Umdenken stattgefunden hat, lässt sich gerade an der veränderten Gestalt dieses Sonntags erkennen. Dieser trägt heute den Namen „Israelsonntag“. Zentraler Inhalt ist zwar noch immer die christliche Verhältnisbestimmung zum Judentum. Inhaltlich stehen jedoch die bleibende Erwählung Israels und die Verbundenheit von Christen und Juden im Vordergrund. Dabei geht es auch darum, die antisemitischen und antijudaistischen Anteile in der eigenen theologischen Tradition zu analysieren und in Gebeten die Mitschuld der Christinnen und Christen an der Schoah zu benennen. Letzteres drückt sich z.B. darin aus, dass in vielen evangelischen Kirchen an diesem Tag die liturgische Farbe der Buße (lila) aufgehängt wird. Als ein möglicher Predigttext (Mk 12, 28-34) wird das Gespräch Jesu mit einem jüdischen Schriftgelehrten über das höchste Gebot empfohlen. In diesem Text über das sog. „Doppelgebot der Liebe“ zitiert Jesus das Schma Jsrael und bekennt sich damit zu seiner jüdischen Religion. Weder Judenmission noch „Genugtuung über Jerusalems Untergang“ finden darin einen Ausdruck!

Der Arbeitskreis ImDialog bietet für diesen Sonntag gesonderte Gottesdienst- und Orientierungshilfen an, um Pfarrerinnen und Pfarrer vor Ort in ihren Gemeinden für die Verbundenheit der christlichen Kirche mit dem Judentum zu sensibilisieren und die bleibende Treue Gottes zu seinem Volk Israel zu betonen.

ImDialog, im November 2015 (dieser Beitrag wurde als Leserbrief an die Jüd. Allgemeine geschickt).

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Unterstützung für Schritte zu Gerechtigkeit und Frieden im Israel / Palästina* - Konflikt

Erklärung des "Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau" und des "Islam-Arbeitskreises" der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Wir verfolgen die Entwicklung in Israel / Palästina als Außenstehende. Wir wissen aber durch zahlreiche Kontakte zu Einzelnen und Gruppen in beiden Gesellschaften um das Leid und den Schmerz, die Ohnmacht und die Hoffnung der Menschen in dieser Region. Wir bringen außerdem die Erfahrung mit, dass nach verheerenden Kriegen und Jahrhunderte langer tiefer Feindschaft in der Mitte Europas heute stabile nachbarschaftliche Beziehungen zwischen den Völkern möglich wurden. Doch dies war nicht erreichbar ohne Kompromisse und die teilweise Aufgabe von Ansprüchen.

Als Christinnen und Christen vertrauen wir darauf,
- dass Gottes Zuwendung allen Menschen gilt, und dass die selig gepriesen werden, die Frieden in Gerechtigkeit schaffen;
- dass das Friedensgebot ein verbindendes Element zwischen den abrahamischen Religionen, zwischen jüdischen, christlichen und muslimischen Frauen und Männern ist;
- dass es in beiden Konfliktparteien Menschen gibt, die wissen, dass Gewalt und Krieg Konflikte nicht lösen können und die bereit sind, mutige und beharrliche Schritte aufeinander zu zu tun. Ihnen gilt unser Respekt und unsere Unterstützung.

1. Wir beklagen die Eskalation der Gewalt im Konflikt zwischen Israel und Palästina und das dadurch verursachte Leid der dort lebenden Menschen. Die Serie palästinensischer Selbstmordattentate sowie die israelischen Militärinterventionen machen das Leben für Menschen in der Konfliktregion zum Albtraum: Gefühle von Ohnmacht und Angst, Misstrauen und Hass verhindern vielfach konstruktive Ansätze für Lösungen des Konflikts.

Obwohl viele Informationen aus Israel / Palästina für uns nicht überprüfbar sind, lassen sich bestimmte Entwicklungen beobachten. Auf beiden Seiten nimmt die Fähigkeit ab, Leid und Hoffnungen der anderen wahrzunehmen. Die Furcht voreinander wird in Gewalt umgewandelt.

Wir sind besorgt über die Ausweglosigkeit eines Denkens und Handelns, das nur eigene Interessen verfolgt und der jeweils anderen Seite das Existenzrecht abspricht:
Ein Teil der israelischen Bevölkerung bestreitet das Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat. Die israelische Regierung fördert jüdische Besiedlung in der Westbank und im Gazastreifen. Sie rechtfertigt ihre Militäreinsätze als Terrorismus-Bekämpfung und zerstört dabei Menschenleben und lebenswichtige Infrastruktur in den Palästinensergebieten. Demütigungen von Menschen und Menschenrechtsverletzungen verhindern zunehmend Chancen für Friedenslösungen.

Ein Teil der palästinensischen Bevölkerung lehnt die Existenz des Staates Israel ab und kämpft gegen Israel. Selbstmordattentate werden von wichtigen Gruppen in der palästinensischen Gesellschaft geplant, durchgeführt und gerechtfertigt. Sie zerstören Menschenleben und traumatisieren das Alltagsleben in Israel. Heimtückische Attentate verhindern ebenfalls zunehmend Chancen für Friedenslösungen.

2. Wir setzen uns für eine doppelte Zielsetzung ein:
- Anerkennung und Erhaltung eines demokratischen, lebensfähigen und unabhängigen Staates Israel;
- Schaffung und Erhaltung eines demokratischen, lebensfähigen und unabhängigen Staates Palästina.

Die strukturelle Ungleichheit zwischen dem Staat Israel, der über politische und militärische Macht verfügt, und der Situation der Palästinenser, die bisher über keinen Staat verfügen und wenig militärische Mittel einsetzen können, verhindert die Suche nach einer politischen Lösung dafür, dass zwei Völker in einem Land leben können. Zugleich wirkt die Übermacht der benachbarten arabischen Länder auf die Situation ein. Beide Gesellschaften benötigen äußere Sicherheit und innere Kraft, um politische, wirtschaftliche, soziale Entwicklungen zu fördern und um innere Konflikte und Aggressionen in ihrer jeweiligen Bevölkerung zu bearbeiten.

Wir erinnern daran, dass ein israelischer wie ein palästinensischer Staat ihre Legitimation dem völkerrechtlich verbindlichen Beschluss der UNO von November 1947 verdanken. Das Völkerrecht ist wie die Menschenrechte ein hohes Gut.

3. Auch wir sind oft ratlos angesichts der scheinbaren Ausweglosigkeit der Situation in Israel / Palästina. Dennoch geben wir die Hoffnung nicht auf und werden darin bestärkt durch Gruppen auf beiden Seiten, die notwendige Schritte zu einem gerechten Frieden formulieren und ansatzweise gehen. Es kommt darauf an, ihre Stimme zu verstärken:

- "Religiöse Führer des Heiligen Landes" setzten sich Anfang 2002 in der Erklärung von Alexandria zur Aussöhnung in Jerusalem und im Heiligen Land dafür ein, dass - auch durch das Leben und den Dienst der verschiedenen Religionsgemeinschaften - "eine Atmosphäre geschaffen wird, in der gegenwärtige und zukünftige Generationen in gegenseitiger Achtung und im Vertrauen zum Anderen miteinander leben können."
- Mitglieder der israelischen Friedensbewegungen Shalom Achshav ("Frieden jetzt") und Gush Shalom ("Friedensblock") fordern ein "Ende der israelischen Besetzungen" in palästinensischen Gebieten.
- Palästinensische Intellektuelle rufen zu einer "Beendigung der Selbstmordattentate" auf. Diese Attentate sind als gezielte Ermordung von Zivilisten verwerflich und abscheulich; sie sind illegitime Mittel im Rahmen eines legitimen Widerstandes.
- Frauen in der israelischen Friedensbewegung Bat Shalom ("Tochter des Friedens") und Frauen in der palästinensischen Friedensbewegung "Jerusalem Center for Women" unterstützen den "Ruf nach stärkerer Beteiligung von jüdischen und palästinensischen Frauen, um den Friedensprozess erneut in Bewegung zu bringen."
- Mitglieder israelischer und palästinensischer Friedensgruppen appellieren an die verantwortlichen politischen und religiösen Führer, "alles zu tun, um durch Verhandlungen die Situation des strukturellen Ungleichgewichts zwischen beiden Gesellschaften zu überwinden und gerechte Lösungen für ein ziviles Leben der Völker in Israel und in Palästina zu ermöglichen."

4. Mit großer Sorge erkennen wir, dass derzeit in Deutschland, aber auch in anderen europäischen Ländern und weltweit, Jüdinnen und Juden und jüdische Einrichtungen im Zuge des ungelösten Israel / Palästina - Konflikts Opfer von zunehmenden Angriffen werden. Antisemitismus, der auch nach 1945 weiter bestand und nun zunehmend wieder öffentlich geäußert wird, ist unerträglich und fordert alle zum Handeln auf.

- Wir verurteilen alle Versuche, Kritik an der Politik der gegenwärtigen israelischen Regierung zur Legitimierung von antisemitischen Gesinnungen und Aktionen zu missbrauchen.
- Wir sind betroffen, dass nach wie vor jüdische Gemeinden und Einrichtungen polizeilich gesichert werden müssen. Wir wünschen uns gute Beziehungen mit jüdischen Gemeinden und wenden uns gegen jeden Versuch der Ausgrenzung.
- Wir rufen alle christlichen Gemeinden auf, gemeinsam mit jüdischen und muslimischen Gemeinden die heute so dringend notwendig gewordenen Verständigungsbemühungen zwischen Anhängern der drei abrahamischen Religionen nachdrücklich zu unterstützen.

5. Als Christen, die sich in Deutschland im interreligiösen Dialog für ein gerechtes, friedliches Zusammenleben von Menschen verschiedener religiöser und kultureller Prägung einsetzen, verurteilen wir den Missbrauch von Religion für die Legitimierung von Unrecht, Hass und Gewalt. Wir wünschen uns mehr Selbstkritik innerhalb der abrahamischen Religionen, damit Religion nicht als Waffe benutzt werden kann.

Wir setzen uns dafür ein, die Frieden fördernden Elemente jüdischen, christlichen und muslimischen Glaubens für die Bemühungen um einen gerechten Frieden zu nutzen.

Wir glauben, dass Frieden vor allem Gabe Gottes ist. Deshalb ist für uns das Gebet um die Hilfe Gottes, der Neues an Hoffnung, an Friedenswillen und Friedensschritten ermöglichen kann, wichtig.

Jüdinnen und Juden, Christinnen und Christen, muslimische Frauen und Männer können und müssen im Vertrauen auf die Segensverheißungen Gottes an Abraham und seine Nachkommen gemeinsam zu entschiedenen Wegbereitern von Gerechtigkeit und Frieden werden.

Für den "Arbeitskreis Islam" der Evangelischen Kirche in Hessen: Claus J. Braun, Pfarrer,Zentrum Ökumene, Praunheimer Landstr. 206, 60488 Frankfurt/Main
Für den "Evangelischen Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau" und Nassau: Ulrich Schwemer, Pfarrer, Theodor-Storm-Str. 10, 64646 Heppenheim

im Oktober 2002

*Wenn im Text die Rede von "Israel" und "Palästina" ist, dann ist gemeint: "Israel": der Staat Israel in den Grenzen von Anfang 1967; "Palästina": die Gebiete des Westjordanlandes und des Gazastreifens

Text als Flyer im pdf-Format

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Auf Informationsreise in Israel

Der Vorstand des "Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau" unter Leitung von Pfarrer Ulrich Schwemer, Heppenheim, besuchte vom 2. bis 9. April 2002 Israel. Dem Vorstand gehören an: Pfarrerin Silke Alves, Pfarrer Rudolf Weber, beide Frankfurt, Pfarrer Otto Schenk, Wiebelsbach und Studienrat Hans-Georg Vorndran, Büttelborn. Dem Vorstand war es wichtig, den jüdischen wie den arabischen Freunden in Israel seine Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen.

Nahezu tägliche Meldungen über Selbstmordanschläge palästinensischer Attentäter und über Gegenschläge Israels ließen den Arbeitskreis schon seit längerer Zeit geplante Gruppenfahrten nach Israel absagen. Bestimmt von der Nachrichtenlage in Deutschland, die eine das ganze Land prägende Kriegssituation erwarten ließ, wurden die Vorstandsmitglieder in rund 20 Begegnungen und Gesprächen auch von einer anderen Wirklichkeit überrascht: Zwar waren alle Gespräche ohne Ausnahme von der schier ausweglosen Situation in dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern in der Westbank und im Gazastreifen bestimmt. Dennoch unerwartet war der eindeutige Wille sowohl der israelischen jüdischen wie arabischen Gesprächspartner, gemeinsame Projekte der Friedens- und Sozialarbeit trotz der gegenwärtigen Spannungen aufrecht zu erhalten. So begegnete der Vorstand einer lebendigen, dynamischen und offenen Arbeit eines Community-Centers in Akko und weiterhin aktiver Projekte des Leo-Baeck-Erziehungszentrums in Haifa mit arabischen und jüdischen Kindern, Jugendlichen und Familien.

Selbst in dieser Zeit verzichten Menschen nicht auf Visionen einer neuen Epoche nach dem Krieg. Es war allerdings nicht zu übersehen, dass die Erwartungen von Juden wie von Arabern sehr unterschiedlich waren, da sie die Gründe für den Konflikt unterschiedlich sehen. Alle waren sie persönlich betroffen, ob sie von Unrecht während der Aktionen der israelischen Armee berichteten oder vom Tod der Schülerin Edi Schiran und den schweren Verletzungen ihrer Eltern - die Mutter ist Lehrerin an der Leo-Baeck-Schule: Sie alle hatten in dem Cafe in Haifa gesessen, auf das in der Pessachwoche ein Selbstmordattentat verübt wurde.

In Anbetracht der Fülle der Anschläge im ganzen Land sprach der neue deutsche Propst der evangelischen Erlöserkirche in der Jerusalemer Altstadt, Martin Reyer, von einem "Kreuzweg der Attentate", den die Menschen inzwischen in Jerusalem und anderswo gehen müssen.

Wurden die Vorstandmitglieder auf der einen Seite durch die Begegnungen zwischen Akko und Beer Schewa, Tel Aviv und Jerusalem durch den Willen zur Fortsetzung der Versöhnungsarbeit ermutigt, so mussten sie auf der anderen Seite feststellen, dass es aus den Kriegsgebieten keine verlässlichen Nachrichten gibt. Bilder im Fernsehen verlieren ihre Beweiskraft durch gegensätzliche Deutung. Berichterstatter sind auf die Informationen angewiesen, die sie per Telefon erhalten und die bis in die Wortwahl vom jeweiligen Interesse des Informanten bestimmt sind.

Hoffnung auf Lösungen des Konfliktes im Ganzen konnte der Vorstand des Evangelischen Arbeitskreises kaum ausmachen. Zu hoffen aber bleibt, dass die vielen kleinen Zeichen von Verständigung und Kooperation eines Tages auch in der Politik wieder Einzug halten.

10.4.2002
Rückfragen und Anforderung von digitalem Bildmaterial bei:
Hans-Georg Vorndran, Mainzer Straße 94a, 64572 Büttelborn, Tel. 06152-53604, Fax 06152-58592

Einen ausführlicheren und bebilderten Bericht lesen Sie hier

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Das Gedenken nicht vergessen

Anlässlich des 27. Januar, des Gedenktages für die Opfer des Nationalsozialismus, warnt der "Evangelische Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau", Heppenheim, davor, nationalsozialistische Gewalt und ihre Folgen zu vergessen. Menschen wurden wegen ihrer religiösen Herkunft, sozialen Stellung, Zugehörigkeit zu Minderheiten und ihrer politischen Gesinnung ausgegrenzt, verfolgt und ermordet. Der Arbeitskreis fordert dazu auf, das Schicksal dieser Menschen nicht zu vergessen und Folgerungen für das Zusammenleben verschiedener Menschen und Menschengruppen in unserer Gegenwart zu ziehen. Die Folgen des Terrorangriffs in New York und die schreckliche Spirale der Gewalt im Nahen Osten sollten die Erkenntnis nicht verdrängen, dass unser gesellschaftliches Zusammenleben von Vorurteilen, reaktionären Meinungen und mangelnder Bereitschaft, andersartige Lebensformen zu akzeptieren, belastet ist. Der 27. Januar mahnt uns, alles daran zu setzen, solcher Entwicklung entgegen zu wirken. Rechtsextremismus, Antisemitismus, Islamfeindlichkeit und Fundamentalismus politischer wie religiöser Art vergiften den Boden für ein Leben in Nachbarschaft und Achtung füreinander. Da der 27. Januar in diesem Jahr ein Sonntag ist, bittet der Ev. Arbeitskreis die Kirchengemeinden, diese Herausforderungen inhaltlich zum Gegenstand des Gottesdienstes machen. Der Arbeitskreis bietet zu diesem Tag eine Arbeitshilfe unter dem Titel "Gegen das Vergessen" an (Tel: 06252-71270).

KLAK schreibt an jüdische Gemeinden und Zentralrat

- An den Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland, Herrn Paul Spiegel
- An die Landesverbände der jüdischen Gemeinden in Deutschland
- An die Jüdischen Gemeinden in Deutschland
FAXBRIEF

Heppenheim, 7. Oktober 2000

Sehr geehrter Herr Spiegel,
sehr geehrte Damen und Herren,

am Vorabend des Jom Kippur drücken wir Ihnen unsere tiefe Betroffenheit über die zunehmende Gewalt gegenüber Synagogen, jüdischen Friedhöfen und gegenüber Menschen aus, die aus menschenverachtenden Überzeugungen heraus erniedrigt, geschlagen und getötet werden.

Wenn auch der Rechtsextremismus in den vergangenen Jahrzehnten latent immer vorhanden und manifest war, ist er nun seit einigen Jahren in unserem Land derart unverfroren aufgetreten, dass sich alle Demokraten und gesellschaftlich verantwortlichen Gruppen wehren müssen.

Als Kirche, die selber durch Antijudaismus und Judenfeindschaft eine der Wurzeln bildete, die den Antisemitismus speist, haben wir die Verpflichtung, allen Anfängen von rechtsextremer Gewalt zu wehren.

So werden wir auch öffentlichen Äußerungen von Politikern, die niedere Instinkte von Fremdenfeindlichkeit im Volk aus wahltaktischem Kalkül bedienen, entgegentreten. Wir werden uns auch in Zukunft gegen die Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen wehren und den Versuch bekämpfen, Erinnerungen an die Shoa als "moralische Keule" zu desavouieren.

Wir sehen deshalb unsere Aufgabe darin, in Schule und kirchlicher Bildungsarbeit Wissen über jüdische Geschichte und Gegenwart zu vermitteln. In Arbeitsgruppen zu lokaler Geschichte, in Besuchen von ehemaligen Konzentrationslagern, vor allem im Kontakt mit jüdischen Gemeinden und in Begegnungen in jüdischen Gemeindezentren können wir sowohl die dunklen Seiten der Geschichte unseres Landes kennen lernen als auch lebendiges, jüdisches Gemeindeleben erfahren. Wir können hierbei auch das Judentum als unverzichtbaren Teil unserer Gesellschaft begreifen lernen.

Wir versichern Ihnen, dass für uns die weitere und wachsende Präsenz jüdischer Gemeinden in Deutschland besonders wichtig ist. Wir verstehen die Ängste der jüdischen Gemeindeglieder vor sich steigerndem Antisemitismus. Wir sind betroffen von Überlegungen von Jüdinnen und Juden, ob sie auch in Zukunft noch in Deutschland leben können. Wir drücken Ihnen deshalb unsere besondere Solidarität und unser Mitgefühl in diesen schweren Tagen aus, verbunden mit dem Wunsch, dass ein angstfreies Leben von Jüdinnen und Juden in Deutschland möglich wird.

Wir wünschen Ihnen gesegnete und friedliche Feiertage.

(Ulrich Schwemer, Pfarrer,Vorsitzender der KLAK)

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Der 9. November - auch ein Lerntag

Der 9. November ist nicht nur ein Gedenktag, er ist auch ein Lerntag. Eine Reihe von Initiativen, die an der Erneuerung der Beziehungen zwischen Juden und Christen arbeiten, stellt am Dienstag, den 9. November um 20. 30 Uhr im Roncalli-Haus in Wiesbaden, Friedrichstraße 26, ein Projekt vor, das zum anschaulichen Kennenlernen und Verstehen der Geschichte Israels von den Anfängen bis zur Gegenwart verhilft. Dies geschieht anhand der großen Menora, dem Leuchter vor dem Parlamentsgebäude in Jerusalem, auf deren sieben Armen 29 Motive aus der Geschichte Israels abgebildet sind.

Der Abend wird eröffnet von dem evangelischen Theologen Professor Martin Stöhr, Bad Vilbel. Daniel Kempin aus Gau-Algesheim, singt Lieder aus der jüdischen Tradition, Autorinnen und Autoren der Menora-Medienmappe erläutern Beispiele mithilfe von Texten und Bildern. 1956 schenkte die britische Labour-Party dem jungen israelischen Staat diesen siebenarmigen Leuchter. Der in Dortmund geborene Bildhauer Benno Elkan, der auch lange Jahre in Frankfurt gelebt hat, schuf dieses Bronzeobjekt in der Emigration in London.

Die 29 Reliefs erzählen die Geschichte des jüdischen Volkes im Land Israel und in der Diaspora durch die Jahrtausende. Eine internationale Gruppe von jüdischen und christlichen Autorinnen und Autoren erläutert alle einzelnen Motive, hat interessante Materialien aus dem Talmud, der Literatur und der Kulturgeschichte ausgewählt und läßt damit teilhaben an der faszinierenden Geschichte Israels.

Die Medienmappe, mit deren Hilfe diese Geschichte erzählt wird, besteht aus vier Teilen: einem Lese- und Arbeits-Buch von ca. 300 Seiten, in dem alle Einzelmotive mit großformatigen Fotos abgebildet sind und erklärt werden; einem Diastreifen und Overhead-Folien. Die Fotos wurden von Hans-Georg Vorndran, Groß-Gerau, extra für dieses Projekt fotografiert. Vierter Bestandteil der Medienmappe ist eine Multimedia-CD-ROM, die mit einem Internet-Browser gelesen werden kann. Sie enthält neben den Texten und Fotos des Buches noch viele zusätzliche Abbildungen und Texte, außerdem mehrere zu den Motiven passenden Lieder, vorgetragen von Daniel Kempin. Die Medienmappe ist hervorragend geeignet für Schule und Erwachsenenbildung.

Die Veranstalter freuen sich, wenn Sie diesen Termin wahrnehmen können.

Besprechungsexemplare fordern Sie bitte beim Verlag Erev-Rav an, Tel./Fax 0581-77666

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Der Sonntag - Recht auf Ruhe

auch gegen Interessen von Produktion oder Konsum
Erklärung des Evangelischen Arbeitskreises Kirche und Israel in Hessen und Nassau
Der in Deutschland vom Grundgesetz geschützte wöchentliche Ruhetag wird gegenwärtig verstärkt in Frage gestellt.

Man sagt:
Immer mehr Menschen wollen sonntags in Ruhe einkaufen mit dem Gefühl, etwas zu erleben.
Maschinen und Computer sollen nicht unrentabel stillstehen.
Geschäfte sollen global abgewickelt werden, auch wenn in Frankfurt gerade Sonntag ist, nicht aber in San Francisco oder Tokio.

Und man sagt:
Auch andere Menschen arbeiten ja in Deutschland am Sonntag: Fahrer und Pfarrer, Personal in Krankenhäusern und Gaststätten, im Sicherheits- und Elektrizitätswesen und in Tankstellen. Warum kann nicht jede(r) den wöchentlichen Ruhetag halten, wann sie/er will?

Jedoch:
Selbst Individualisten brauchen einen mit anderen gemeinsamen wöchentlichen Ruhetag, um mit ihnen Freizeit verbringen zu können oder um möglichst ungestört von Lärm und Hektik auszuspannen. Vereine, Gewerkschaften und Parteien sind angewiesen auf einen gemeinsamen wöchentlichen Ruhetag, um ihre Veranstaltungen durchführen zu können. Für die christliche Kirche ist der Sonntag als Feiertag ein unverzichtbarer Teil ihrer Existenz.

Dieser gesetzlich geschützte wöchentliche Ruhetag soll jedem Bürger persönliche Entspannung, das Erleben selbstgewählter Gemeinschaft und religiöse Besinnung ermöglichen. Dieses Recht auf den sonntäglichen Ruhetag darf nicht durch Interessen von Produktion oder Konsum eingeschränkt werden. Andernfalls würden Menschen heute wieder zu Sklaven anderer Menschen und fremder Interessen gemacht. Dem widersprechen nicht die Arbeiten, die lebensnotwendigerweise und dem Sinn des Ruhetages dienend, geleistet werden müssen.

Womit begründen wir unsere Position?
Die hebräische Bibel, das Alte Testament, gibt mit dem Sabbatgebot die Begründung für den wöchentlichen Ruhetag. Zur Schöpfung gehört ein regelmäßiger Wechsel von Arbeit und Ruhe. Arbeit darf nicht das ganze Leben sein, sonst droht Versklavung durch sich selbst oder durch andere. In "Haben oder Sein" schreibt Erich Fromm: "Am Sabbat lebt der Mensch als hätte er nichts, als verfolge er kein Ziel außer zu sein, d. h. seine wesentlichen Kräfte auszuüben - beten, studieren, essen, trinken, singen, lieben."

Christen haben den Sonntag als Auferstehungstag anstelle des Sabbats zum wöchentlichen Ruhetag gemacht. Gleichwohl hat der Sonntag sein Fundament im Sabbat. Mit ihm spricht die Bibel der ganzen Schöpfung, Männern wie Frauen, Herren wie Sklaven, Freiheitsrechte zu, unabhängig von Religion und Herkunft. Ökonomische Notwendigkeiten haben in der biblischen Tradition den Werten von Freiheit, Gerechtigkeit und Liebe zu dienen, nicht umgekehrt. So bewahrt dieser Ruhetag, der sich auch gegen ökonomische Interessen durchsetzt, soziale Orientierung, Menschlichkeit und Freiheit.

Heppenheim, 1.10.1999

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Die "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK)" zum Tode von Ignatz Bubis

Mit großer Bestürzung haben die Mitglieder der "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK)" von dem plötzlichen Tod des Vorsitzenden des Zentralrates der Juden in Deutschland", Ignatz Bubis [am 13.8.1999], erfahren. In diesen Wochen erst hatte die Konferenz den Vorsitzenden des Zentralrates um ein Gespräch über die geplante Holocaustgedenkstätte in Berlin gebeten. Mit ihm ist ein wichtiger Gesprächspartner für die jüdisch-christlichen Belange in Deutschland gestorben.

In Erinnerung bleibt ein Vertreter des deutschen Judentums, der trotz seines eigenen und seiner Familie schweren Schicksals, trotz der tiefen Erniedrigung und Vernichtung der Juden in den Konzentrationslagern offen war für einen neuen Anfang in der deutschen Gesellschaft. Seine Freundlichkeit, sein Humor und seine feine Ironie waren Kennzeichen der Begegnungen. Über lange Zeit waren sie getragen von der Hoffnung, das Verhältnis von jüdischen und nichtjüdischen Deutschen verbessern und vertiefen zu können.

Umso schmerzhafter ist die Selbsteinschätzung von Ignatz Bubis kurz vor seinem Tod, als er sein Wirken in der deutschen Gesellschaft als wirkungslos bezeichnete. Seine Worte sind zugleich eine kritische Anfrage an die Kirchen, ob sie genug getan haben, die Front derer zu durchbrechen, die die Vergangenheit hinter sich lassen wollen, die sich vom Gedenken an den Holocaust gestört fühlen, die - wie der Schriftsteller Walser - von einer "Moralkeule" des Gedenkens sprechen.

Der Tod von Ignatz Bubis an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend ist Auftrag, seine Mahnungen und Hoffnungen in das neue Jahrtausend weiterzutragen: Erinnern hat kein Ende hat und nur aus Erinnern kann eine neue Gesellschaft wachsen.

Die "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden (KLAK)" trauert mit den jüdischen Gemeinden Deutschlands um einen bedeutenden deutschen Juden.

Ulrich Schwemer, Pfarrer
Heppenheim, 15. August 1999

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Einwanderstopp für Juden

An den
Vorsitzenden der Bundestagsfraktion der CDU/CSU
Herrn Dr. Wolfgang Schäuble
Bonn
Faxbrief

Heppenheim, den 27. März 1997

Sehr geehrter Herr Dr. Schäuble,

was muß erlaubt sein? Muß es tatsächlich erlaubt sein, wie Herr Abgeordneter Julius Louven gemäß Zitat aus der "Frankfurter Rundschau" vom 26. März 1997 sagt, "darüber nachzudenken, wie man die Ausländerbeschäftigung zurückdrängt"? Und ist es dann auch erlaubt, darüber nachzudenken, wieviel Juden man noch ins Land läßt?

Man denkt über Zurückdrängung von Ausländerbeschäftigung in Deutschland nach. Und unversehens stehen da plötzlich auch die Juden mit auf einer Streichliste von Sozialpolitikern der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Sie beziehen zuwandernde Juden aus Osteuropa in ihr Kalkül für die Lösung der Arbeitslosigkeit in Deutschland ein. Sie glauben offensichtlich, das muß jetzt erlaubt sein. Das heißt wohl auch, nach über fünfzig Jahren seit Kriegsende ist es für einige Politiker erlaubt, Juden wieder kontingentieren, ausgrenzen, abstempeln zu können.

Nicht genug, daß aufgrund der seit Bestehen der Bundesrepublik höchsten Arbeitslosigkeit in Deutschland nun wieder Ängste vor und Feindseligkeit gegenüber Ausländern geschürt werden. Nun werden sich auch wieder diejenigen bestärkt fühlen, die mit dumpfem Rassismus schon immer die Juden überzogen.

Gewiß, für die junge Generation ist das "Dritte Reich" Geschichte. Sie kennt diese Zeit nicht aus Erzählungen von Eltern oder Großeltern, sondern nur noch aus den Geschichtsbüchern. Deshalb dürfen aber Politiker einen latenten Rassismus und Antisemitismus nicht übersehen und ihm keinen Vorschub leisten. Wissen sie wirklich nicht, was sie mit Überlegungen anrichten, die den Präsidenten des Zentralrates der Juden, Ignatz Bubis, an die Judenräte von 1940 erinnert sein lassen. Oder muß man sogar annehmen, daß dies alles mit einkalkuliert wird?

Nachdem durch Deutsche Millionen von Juden umgebracht wurden, nachdem hunderte jüdischer Gemeinden in Deutschland vernichtet wurden und heute noch bestehende, leere Synagogengebäude zu Museen und Gedenkstätten umgewidmet werden, gibt es kein moralisches Recht, über eine Begrenzung von jüdischen Zuwanderern zu diskutieren. Dies gilt vor allem, wenn man seine eigenen ethischen Wurzeln im Christentum findet und sich als Christ der deutschen Vergangenheit stellt.

Wir fordern Sie und die CDU/CSU-Bundestagsfraktion auf, sich eindeutig von derartigen Überlegungen zu distanzieren und das politische Handeln weiterhin an der Verantwortung vor der deutschen Geschichte zu messen.

Im Namen des Vorstandes der "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden" Mit freundlichen Grüßen

gez. U. Schwemer, Pfarrer

Mit gleicher Post geht dieser Brief an:
- den Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis
- die Presse

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Erklärung der "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden" zu der gegenwärtigen Bedrohung des Friedensprozesses im Nahen Osten

16. März 1996

In den vergangenen Wochen erschütterten Selbstmordanschläge in Jerusalem, Tel Aviv und Aschkalon die Menschen in Israel und in der Welt. Die "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden" trauert mit den Opfern dieser Anschläge und ihrer Familien. Sie bittet alle Christen in Deutschland in dieser Zeit des gefährdeten Friedensprozesses, ihre Verbundenheit mit dem jüdischen Volk und den Menschen im Nahen Osten in Wort und Tat, in Gebet und Fürbitte zum Ausdruck zu bringen.

Viele Menschen hatten gehofft, daß die Spirale der Gewalt im Nahen Osten mit dem beginnenden Friedensprozeß endlich durchbrochen sei. Trotz des Mordes an dem israelischen Premierminister Jizchak Rabin waren in Israel und in der Welt auch zögernde Menschen überzeugt, daß es zum Frieden keine Alternative gebe. Nun sind bei vielen die Zweifel wieder gewachsen, ob ein friedliches Zusammenleben von Juden und Arabern in Israel gelingt.

Umso wichtiger ist es daher, die Menschen im Nahen Osten, mit denen wir verbunden sind, in dieser schweren Zeit nicht allein zu lassen. Viele wollen trotz allem am Weg des Friedens festhalten. Ihnen stehen wir solidarisch zur Seite. Doch auch mit denen, die angesichts der Terroranschläge augenblicklich keinen Weg zum Frieden mehr sehen, wollen wir über ihre Ängste im Gespräch bleiben und die tatsächliche Bedrohung jedes einzelnen Lebens sowie auch des Staates Israel ernst nehmen. Wir hoffen, daß die offiziellen Organe sowohl Israels als auch der palästinensischen Autonomiebehörde die richtigen Maßnahmen ergreifen werden, den Terror zu unterbinden, ohne den Weg zum Frieden zu verschließen.

Wir sind uns bewußt, daß hierzu auch bittere Einschnitte in das öffentliche Leben gehören können. Wenn der israelische Dichter David Grossman sagt: "Hamas drängt uns eine kurzsichtige, hysterische, aggressive und feige anmutende Denkweise auf" (Die Zeit, Nr.11, 8.3.96), kommt hierin die ganze Tragik der gegenwärtigen Situation zum Ausdruck. Daneben steht aber auch die Hoffnung des diesjährigen Preisträgers der "Buber-Rosenzweig-Medaille", Prof. Dr. Josef Walk, daß aufgrund biblischer Zeugnisse eine Erziehung zum Frieden auch in schwieriger Zeit möglich ist (Vortrag in der ehemaligen Synagoge Hemsbach/Bergstr.).

Die "Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise Christen und Juden" bittet ihre jeweiligen Kirchenleitungen und alle Kirchengemeinden, sich auch in Zukunft nach ihren Möglichkeiten für den Frieden im Nahen Osten einzusetzen. Sie bittet alle Gruppen, die Kontakte zu Juden oder Palästinensern unterhalten, ihre Gesprächspartnerinnen und -partner zu ermutigen, gegen allen Terror Wege zum Frieden zu suchen.

Die Pfarrerinnen und Pfarrer bitten wir, in den Gottesdiensten der Menschen zu gedenken, die in diesen Wochen besonders von Terrorakten bedroht sind. Als Einfügung in das Fürbittengebet schlagen wir vor:

"Wir denken an die Menschen in Israel und in den Autonomiegebieten. Wir hoffen, daß ihre Sehnsucht nach Frieden erfüllt wird. Laß die Menschen nicht verbittern angesichts der verheerenden Anschläge und der ständigen Bedrohung durch Feinde des Friedens. Schenke ihnen Kraft, Wege des Friedens und der Versöhnung zu finden und sie zu gehen."

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Absage an Judenmission

Judentum ist für Christen keine Fremdreligion

Die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise "Christen und Juden" (KLAK) im Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat sich auf ihrer Delegiertenversammlung in Berlin am 17. Januar 1996 für ein deutliches "Nein" zur Judenmission ausgesprochen. Aktuell wurde dieses Thema in letzter Zeit, seit verschiedene christliche Gruppierungen Mission unter jüdischen Neueinwanderern betreiben.

Die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise "Christen und Juden" lehnt Mission unter Juden aus theologischen Gründen ab. Bestärkt wurde sie in ihrer Haltung durch einen Vortrag von Professor Dr. Jürgen Roloff, dem Vorsitzenden der Studienkommission Kirche und Judentum der EKD. Roloff machte deutlich, daß zwischen Christen und Juden eine besondere Nähe bestehe. Er erklärte wörtlich: "Das Judentum ist weder eine Fremdreligion noch sind seine Glieder vom Heilsbesitz ausgeschlossen. Es ist die Wurzel, mit der das Christentum zusammengehört und von der es lebt."

Für Pastor Arnulf Baumann vom "Zentralverein für Zeugnis und Dienst unter Christen und Juden", ebenfalls Gastredner auf der KLAK-Delegiertenversammlung, wäre es wünschenswert, wenn es einen beiderseits akzeptierten Verhaltenskodex für Kontakte zwischen Christen und jüdischen Neueinwanderern gäbe, um zu vermeiden, daß Kontakte unter den Verdacht der Poselytenmacherei fallen, also eine Notlage zur Bekehrung ausgenutzt wird.

Die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise "Christen und Juden" wird sich dafür einsetzen, daß diese Grundsatzposition in den Gliedkirchen der EKD übernommen wird und in der Begegnung mit jüdischen Gemeinden verwirklicht wird.

Die Konferenz Landeskirchlicher Arbeitskreise "Christen und Juden" (KLAK) ist ein Zusammenschluß der in den einzelnen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bestehenden Arbeitskreise, die sich mit dem Verhältnis von Christen und Juden befassen. Einmal jährlich tagt in Berlin eine Delegiertenversammlung unter dem Vorsitz von Pfarrer Ulrich Schwemer, Heppenheim.

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Evangelischer Arbeitskreis Kirche und Israel in Hessen und Nassau
Robert-Schneider-Str. 13a, 64289 Darmstadt
Tel 06151-423900 Fax 06151-424111 email